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Panel: Herausforderungen einer wissensgeschichtlichen Annäherung an indigene Traditionen

Das akademische Interesse an indigenen Wissensformationen erlebt derzeit eine Konjunktur. So wenden sich westliche Akteur*innen etwa auf der Suche nach lokalen Strategien gegen Klimawandel und Biodiversitätsverlust verstärkt traditionellen Wissensbeständen zu, aber auch politische Debatten, etwa um ‚Commons‘, direkte Demokratie und alternative Formen gesellschaftlicher Organisation, beziehen sich verstärkt auf indigene Diskurse und Praktiken. Gleichzeitig erleben indigene Bestrebungen nach politischer Autonomie und der Wiederbelebung kultureller Traditionen eine Renaissance. Dies geht einher mit der Aufarbeitung kultureller Repression und genozidaler Gewaltgeschichte, wie etwa der Zwangsinternierung indigener Menschen in den so genannten ‚Residential School Systems‘ in Nordamerika und Ozeanien, sowie mit der zunehmenden Sichtbarkeit indigener Vorstellungswelten und kultureller Praktiken im öffentlichen Raum, eine Entwicklung, die bis in die rechtlichen Grundlagen von Gesellschaften eingreift. Allen voran schritt bereits im Jahr 2008 die Aufnahme der 'pachamama' als legale Entität in der ecuadorianischen Verfassung. Das vorgeschlagene zweisprachige Panel (Deutsch und Englisch) nähert sich aus der Perspektive verschiedener geisteswissenschaftlicher Disziplinen den spezifischen epistemischen, methodologischen und ethischen Herausforderungen an, die indigene Wissenstraditionen an die Wissenschafts-, Medizin- und Technikgeschichte stellen. Die vermeintliche Exzeptionalität westlicher Wissensgeschichte steht dabei ebenso auf dem Prüfstand wie die impliziten Normen, die sich aus der langen Geschichte des westlichen Blicks auf seine Anderen speisen.