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Johanna Abel

Gefahren für die Wissenschaft? Emotionalität und Romantisierungsvorwürfe im Kontakt mit indigenem Wissenschaftsaktivismus

Neben der weit verbreiteten Euphorie lassen sich, wenn es um die Beteiligung marginalisierter Wissensproduzent*innen geht, auch starke Abwehrreaktionen beobachten. Diese sind umso stärker, wenn es sich nicht nur allgemein um indigene Akteursgruppen handelt, die um Diskurseingang ‚kämpfen‘, sondern um einzelne Wissenschaftlerinnen, die sich als indigen positionieren. Mein literaturwissenschaftlich ausgerichteter Beitrag möchte beschreiben, wie solche wissenschaftlichen Aktivistinnen ihre Einordnung in das Performanzmodell des Kampfes provozieren. Als Analysegrundlage dienen mir dafür die neuralgischen Texte von Linda Tuhiwai Smith: Decolonizing Methodologies (1999) und Robin Wall Kimmerer: Braiding Sweetgrass (2013). Für den konventionellen Wissenschaftsbetrieb scheint von beiden eine Gefährdung auszugehen. Die als Emotionalisierung und Romantisierung wahrgenommenen Tendenzen ihres Schreibens und Denkens betreffen Habitus-Fragen zwischen Wissenschaft und politischem Aktivismus, die gegen das Objektivitätsprinzip verstoßen und damit zu radikalem Missverstehen führen können. Wie dabei Generationenkonflikte, eine im Fall der deutschen Wissenschaftskultur aus der NS-Befangenheit entsprungene Nüchternheit und Ablehnung jeglicher 'Raserei' (Port 2001), aber auch eine fehlende kulturelle bzw. epistemologische Kontextualisierung unterschiedlicher Referenzkategorien (‚Lernen‘, ‚Reziprozität‘, ‚Respekt‘, etc.) eine Rolle spielen, möchte mein Beitrag tentativ erarbeiten.