zurück

Arbeitsgruppe “Political Epistemologies of Central and Eastern Europe“

Roundtable: Politiken der subjektiven Erfahrung.

In aktuellen Debatten um politische Moral, die Freiheit von Kunst und Wissenschaft und die sogenannte Cancel-Culture spielt subjektive Erfahrung eine zentrale, legitimierende und politisierende Rolle. Die Erfahrung u.a. von Rassismus oder Sexismus wird auch zur Begründung wissenschaftlicher Positionen, Ansätze und Themen herangezogen. Wer hat nicht nur die Möglichkeit, sondern auch das Recht als Subjekt, Wissen über Macht, Diskriminierung und Ausschluss zu formulieren? Paradoxerweise mündete gerade die Erfahrung von Unterdrückung, Krieg und Gewalt oftmals in der Forderung, Freiheit und Objektivität als unhintergehbare Bedingungen von Wissenschaftlichkeit anzuerkennen und den politischen Umständen entgegenzuhalten.

Ausgehend von den historischen Kontexten von Objektivitätskonstruktionen und den Praktiken von Wahrheitsproduktionen diskutiert die Arbeitsgruppe „Political Epistemologies of Central and Eastern Europe“ eine spezifische Figur der Beziehungen zwischen Politik, Aktivismus, Kritik und Wissenschaft: die subjektive Erfahrung. In welchen Verhältnissen standen und stehen Erfahrung von Macht und Unterdrückung, Wissenschaft, Freiheit und Objektivität? Ziel ist es, die Prozesse der Erfahrungskonstruktionen zu historisieren, indem der Bedeutung von Erfahrung in unterschiedlichen Kontexten und Perspektiven nachgegangen wird: Erfahrung als Figur der Politisierung wie als Figur gegen Politisierung in den Zeiten des Kalten Kriegs, Erfahrung als Legitimierung von rechten (Gegen-)Diskursen und Aneignung von Legitimität. Dabei werden autoritäre und demokratische Gesellschaften im östlichen wie westlichen Europa einbezogen. Ziel ist es, durch die historischen Perspektivierungen einen differenzierteren Blick auf ganz verschiedene Kontexte werfen zu können, in denen subjektive Erfahrung zu einer Figur der Wissenschaft wird.