zurück

Dietlind Hüchtker

(Un-)Sichtbarkeiten und Legitimierungen. Erfahrung und Wissensgenerierung in feministischen Diskursen der 1970er und 1980er Jahre

Mit dem Bezug auf subjektive Erfahrungen politisierten die feministischen Bewegungen des globalen Nordens in den 1970er und 1980er Jahren das „Private“. Die Parole „Das Private ist politisch“ thematisierte Kinderbetreuung, Hausarbeit und Sexualität als Bereiche, in denen die Herrschaft des „Patriarchats“ etabliert, befestigt und immer wieder erneuert werde. Daraus resultierte ein Politikbegriff, der die Frauen zu Expertinnen ihrer Körper machte und aus dieser Expertise Praktiken der Selbstermächtigung ableitete. Erfahrung galt als eine legitimierende und legitimierte Form der Wissensgenerierung.

Diese Praktiken der Wissensgenerierung fanden Eingang in die Etablierung der Frauen- und später Geschlechterforschung in den diversen sozial-, kultur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen. In ihren sieben Postulaten forderte Maria Mies (1978) explizit Parteilichkeit, die sie mit (unterdrückenden und unterdrückten) Erfahrungen begründete. Damit sollte eine als gegebene Machtstrukturen (männlich, weiß) bestätigende Objektivität dekonstruiert werden. Während also Erfahrung einerseits nicht thematisierte Machtverhältnisse diskutierbar und damit auch erforschbar machte, wurde sie andererseits zu einem nicht hinterfragbaren Postulat eines Kollektivs „Wir Frauen“. Dieses Dilemma, so die These des Statements, prägt die Positionierungen und Konflikte im Feminismus bis heute.