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3.1. Panel: Vergessene Ökonomien des Gegenwissens seit den 1960er Jahren

Als Teil der sozialen und Alternativbewegungen seit den 1960er Jahren formierte und formulierte sich der wissenschaftliche Aktivismus immer auch als eine weiter reichende, umfassende Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse. Die Kritik an ökonomischen Strukturen bildete darin ein besonders persistentes Erbe der vor allem links und marxistisch geprägten Gesellschaftskritik der 1960er Jahre an Universitäten und Hochschulen.

Die jüngere Forschung zu Aktivismus und “alternativer” Wissenschaft blendet die politökonomische Seite dieser Wissenschaftskritik unter Schlagworten wie “Groovy Science” oder als teleologische Vorgeschichte der heutigen “Querdenker” weitgehend aus. Demgegenüber stellt die Heterogenität der damaligen Kritik, ihrer Aktionsformen und Alternativen eine methodische Herausforderung für die Geschichte von aktivistischer Wissenschaft dar.

Die Beiträge dieser Sektion gehen diesen bisher zu wenig analysierten, gesellschaftskritischen und ökonomischen Dimensionen des Gegenwissens nach. Sie tun dies vor allem mit Blick auf die von wissenschaftlichen Aktivist:innen und aus den Neue Soziale Bewegungen (NSB) heraus formulierte Kritik an den ökonomischen Organisationsformen der Wissenschaften. Deutlich wird so u. a., dass die Frage dieser Fundierung für erhebliche Differenzen innerhalb der NSB sorgte. Angesichts aktueller politischer Vorzeichen stellt sich zudem die Frage, ob der Vergleich zwischen der Wissenschaftskritik jener Jahre einerseits und der heutigen Wissenschaftsskepsis andererseits zu kurz greift, solange die gesellschaftskritische Fundierung nicht systematisch als Differenzierungsmerkmal in die Analyse mit einbezogen wird.