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Max Stadler

Müsli und Mikrochip: Gegenökonomien der Wissenschaft, 1975/1985

Dass sich die Wissenschaftskritik der Spätmoderne nicht zuletzt an Größenverhältnissen abarbeitete, ist kein Geheimnis. Von den Grenzen des Wachstums über “Großforschung” hin zur Macht der “Multis”: allzu schnell erschienen die Dinge “out of control” und die Rückkehr zum menschlichen Maß — Small is Beautiful — als Gebot der Stunde. Was tun? Eine Antwort lautete, auch im Wissenschaftsbetrieb: selbst aktiv werden, z.B. “alternative” Dienstleistungen feilbieten oder “sozial-nützliche” Produkte herstellen.

Der Vortrag widmet sich derartigen Formen konkreter, praktischer Wissenschaftskritik, wie sie seit Mitte/Ende der 70er auch in der BRD florierten. Dem Vortrag kommt es dabei auf zweierlei an:

  1. die historische Verortung solcher handson Kritik nicht nur als Reflex der Neuen Sozialen Bewegungen, sondern als Symptom des postindustriellen Strukturwandels. Zu nennen wären hier die aufkeimenden, auch universitären Austeritätspolitiken sowie der “technologiepolitische Aktivismus” [sic] von Staats wegen selbst.
  2. die Frage nach der Wirkmächtigkeit alternativ-aktivistischer Betriebsamkeit. Zwar war diese durchaus affin zu dem, was man oft als “Neoliberalisierung” bezeichnet; ebenso zu den “neuen”, vermeintlich weniger großen Technologien — namentlich etwa der Mikroelektronik. Im Rückblick, so das Argument, stechen allerdings vor allem die ökonomischen Grenzen des kritisch-unternehmerischen Aktivismus ins Auge: “lukrative Aufträge = politisch fragwürdig”, hieß es entsprechend häufig.