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Ulrike Klöppel

Die Entstehung feministischer Therapie als Alternative zu herkömmlicher Psychotherapie in den 1970er und 1980er Jahren

Der Vortrag rekonstruiert die Entwicklung „feministischer Therapie“ in der BRD. Mit dem Ansatz der Befreiung aus patriarchalen Denk- und Handlungsmustern gründeten sich in den 1970er Jahren überall in der Bundesrepublik Frauen-Selbsterfahrungsgruppen. Gravierendere persönliche Probleme konnten diese Gruppen nicht auffangen. Psychologinnen, Pädagoginnen und „Selbsthilfe-Frauen“ begannen, sich mit Ansätzen „feministischer Therapie“ aus den USA sowie mit Psychiatrie- und Therapiekritik zu beschäftigen. Sie entwickelten die Ideen feministischer Therapie auf Frauentherapiekongressen weiter, die sie seit 1977 jährlich organisierten. Parallel entstanden – zumeist in Form von Kollektiv-Projekten – Beratungs- und Therapieangebote von Frauen für Frauen, die Prinzipien feministischer Therapie wie Einsicht in krankmachende patriarchale Strukturen, parteiliche, partnerschaftliche und transparente Therapiebeziehung sowie Einbindung in feministische Zusammenhänge verfolgten. Die Angebote konstituierten einen politischen Bruch mit dem Selbsthilfeansatz der Frauenbewegung, dem weitere Professionalisierungsschritte im Bemühen um öffentliche oder Krankenkassen-Finanzierung folgten. Gleichzeitig behielten einige Projekte basisdemokratische Strukturen bei. Sie vollzogen, so wird im Vortrag gezeigt, einen Balanceakt zwischen Selbster-mächtigung und Teilintegration in das öffentliche Gesundheitssystem und etablierten sich dabei als feministische Alternative zur herkömmlichen Psychotherapie.