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Karen Nolte

„Lesbische Frauen sind mit gemeint und allenfalls eine Randbemerkung wert…“ – Lesbischer Aktivismus und Feministische Therapie in der westdeutschen Frauenbewegung zu Beginn der 1990er Jahre

Der Vortrag nimmt die Geschichte Feministischer Therapiezentren zu der Zeit in den Blick, in der diese sich bereits vielerorts als alternatives Beratungs- und Therapieangebot für Frauen etabliert hatten. Ende der 1980er Jahre meldeten sich lesbische Feministinnen zu Wort, die zwar wesentlich an der Entwicklung feministischer Therapieangebote beteiligt waren, sich jedoch mit ihren spezifischen Erfahrungen und Problemen als jenseits der Heteronorm lebende Frauen in dem Angebot feministischer Therapiezentren nicht ausreichend repräsentiert sahen. Sie forderten für lesbische Klientinnen lesbische Therapeutinnen oder solche, die für die Besonderheiten der Lebenssituation lesbischer Klientinnen sensibilisiert waren.

Auf der Basis von grauer Literatur, Zeitschriftenartikeln, Publikationen sowie Aufzeichnungen aus der feministischen Beratungspraxis soll mit einer intersektionalen, queerhistorischen Perspektive herausgearbeitet werden, wie lesbisch-feministische Therapeutinnen zu Aktivistinnen in der eigenen Community wurden, indem sie in separaten „Lesbentherapietreffen“ neues Wissen und daraus folgende therapeutische Praktiken generierten. Untersucht wird das Zusammenwirken von Aktivismus, der (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit der Therapeutisierung von Frauen sowie mit feministischen Konzeptionen weiblicher Erfahrung.