Viele Kinder und Jugendliche erfahren Unrecht und Leid, nur selten wurde in der Vergangenheit ihre Stimme gehört. Seit etwa zwanzig Jahren verschaffen sich jedoch Erwachsene, die als Kinder Gewalt und Missbrauch erleiden mussten, international Gehör. Die jetzt erwachsen Gewordenen suchen die mediale Öffentlichkeit, organisieren sich, wirken politisch, engagieren sich in Aufarbeitungskommissionen und kämpfen für eine über Generationen reichende ausgleichende Gerechtigkeit für früher Erlittenes („intergenerational justice“). Gegenwärtig lässt sich auch in Deutschland eine Konjunktur kindheitsbezogener Aufarbeitungsprojekte beobachten. An diesem Punkt treffen sich historische Forschung, Zeitzeugenschaft, Aktivismus, Aufarbeitung und oftmals auch eine psychotherapeutisch begleitete Bewältigung traumatischer Erfahrungen. Dass diese Erfahrungen nicht nur in der Vergangenheit liegen, sondern nun aus der Perspektive des Erwachsenen betrachtet werden, bringt spezifische Herausforderungen mit sich. Vielfach wird historische Arbeit durch den Aktivismus von Betroffenen angeregt, Betroffene leisten selbst Archivarbeit oder schreiben Geschichte. Aufarbeitungsprojekte sind so zwischen Historiographie, Politik und Betroffeneninteressen angesiedelt.
Die Sektion bringt verschiedene aktuelle Aufarbeitungsthematiken zusammen und steigt in eine vertiefte Diskussion über die Rolle des Aktivismus und der „engagierten Wissenschaft“ im Kontext kindheitshistorischer Forschungsprojekte ein. In vier Beiträgen, die unterschiedliche Aufarbeitungsthemen in den Blick nehmen, wird gefragt: