Während der Umweltbewegungen der 1970er Jahre entstanden an verschiedenen Orten sozialökologische Forschungszentren. Die Gründung der Stiftung für Angepasste Technologie und Sozialökologie in Langenbruck ereignete sich 1979 nur wenige Jahre nach der Besetzung des Baugeländes eines geplanten Atomkraftwerks in Kaiseraugst – eine Zäsur für die Anti-Atomkraft-Bewegung in der Schweiz, die im Austausch mit Protestgruppen in Baden-Württemberg und im Elsass stand. Das Ziel, Atomkraftwerke und andere Großtechnologien zu verhindern, verlieh der Forderung nach dezentralen, selbst bedienbaren, also angepassten Technologien Dringlichkeit. In Langenbruck entwickelten und betrieben Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen der Umweltbewegung, Bäuer:innen und andere Berufsgruppen Windkraft- und Kläranlagen, Fischzuchten und ökologischen Gartenbau. Der Diskurs über angepasste Technologie und Soziale Ökologie ist dabei überregional von Bedeutung, etwa an dem 1974 initiierten Institute for Social Ecology in Vermont, wo „eco-technologies“ eine wichtige Rolle spielten.
Anhand von sozialökologischen Institutsgründungen untersuche ich die Dynamiken von Wissenschaftler:innen, Umweltbewegungen und Vertreter:innen anderer Gruppen zunächst lokal, um in einem zweiten Schritt die dadurch geprägten „Denkkol-lektive“ und den „interkollektiven Gedankenverkehr“ überregional einzuordnen (Fleck 1980/2021). Inwiefern erweisen sich diese Konzepte des Molekularbiologen und Wissenschaftstheoretikers Ludwik Fleck als hilfreich, um die Interaktionen zwischen Wissenschaftler:innen und weniger prominenten Wissensproduzent:innen zu analysieren? Mit einem Fokus auf den Austausch zwischen den Denkkollektiven geht es darum, die Produktion von sozialökologischem Wissen und dessen Rezeption in der Gesellschaft umfassender zu verstehen und über methodische Grenzen in der Wissenschafts- und Technikgeschichte bei der Analyse von Gruppendynamiken nachzudenken.