Industrieller Aktivismus der 1970er Jahre stellte sich gegen bestehende Formen gewerkschaftlicher Organisation und reichte von Produktsabotage über „work-ins“ bis hin zur Ausformulierung alternativer Betriebspläne. Der Vortrag beschäftigt sich mit dem Alternativplan der Belegschaft des Britischen Rüstungskonzerns Lucas Aerospace. Gegen die Rationalisierungsvorhaben des Unternehmens präsentierte der Plan nicht nur eine umfassende Sammlung alternativer Produkte, sondern auch Vorschläge für eine Reorganisation der Arbeitsprozesse, die in Richtung einer neuen Produktionsweise führen sollten.
Während der Lucas Plan vor allem als Beispiel für „participatory design“, Rüstungskonversion und ökologische Transformation rezipiert wird, stehen hier seine ökonomischen Dimensionen und die entsprechenden Formen einer „Wissenschaft vom Arbeiterstandpunkt“ im Zentrum. Der Plan sollte nicht nur das konkrete Produktionswissen der 14000 Beschäftigten zusammenführen, sondern auch die Techniken eines konventionellen geldbasierten Steuerungswissens umwerten und umnutzen. Was waren die Setzungen und Ausschlüsse einer alternativen Buchhaltung, von „social audit“ und „workers inquiry“? Wie kombinierte der Plan die Affirmation von Arbeit als Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur mit Technologien der Effizienz? Was passierte mit „non-market decisionmaking instruments“ und der Kritik an bürokratisch-administrativer Kontrolle in dem Moment, in dem die neuen Strategien hochskaliert werden sollten?